“Wir können froh darüber sein, dass in Deutschland dank der medizinischen Fortschritte nur noch wenige HIV-positive Menschen an den klassischen Aids definierenden Erkrankungen sterben. Aber natürlich müssen auch HIV-positive Menschen einmal sterben. Vorzeitige und teilweise auch vermeidbare Todesursachen bei Menschen, die sich über injizierenden Drogenkonsum mit HIV infiziert haben, sind nicht selten tödlich endende Drogen-Überdosierungen, Blutvergiftungen oder die Folgen einer chronischen Virushepatitis.
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Die Abschieds- und Trauerkultur für und mit Drogen gebrauchenden Menschen ist wenig ausgeprägt. Langjährig Drogengebrauchende leben vor allem in der letzten Lebensphase oft zurückgezogen, ohne Kontakt zur Herkunftsfamilie und ohne Freunde. Sie verschwinden dann unbemerkt „von der Bildfläche“. Umso wichtiger sind Anlässe und Orte des Gedenkens für Drogengebrauchende. Am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg steht seit einigen Jahren der „Drogentoten-Gedenkbaum“. Anlässlich des nationalen “Drogentoten-Gedenktag” am 21. Juli finden am Oranienplatz und an anderen Standorten der Fixpunkt-Projekte Veranstaltungen statt, bei denen mit Gedenkminuten, Ansprachen, Briefen, Bildern und aufsteigenden Luftballons Möglichkeiten gegeben sind, sich an Verstorbene zu erinnern und darüber auszutauschen. Genauso wichtig sind diese Anlässe aber auch, um dabei „Überlebende“ zu treffen und sich darüber zu freuen, dass sie leben und dass es ihnen sogar besser gehen kann als bei der letzten Begegnung.
Eine „Gemeinschaftsgrabstätte“ und ein „Gedenkort an Aids-Tote“ könnte auch für drogengebrauchende sterbende Menschen, die von Aids bedroht sind, ein vertrauter „Ort des Ankommens“ und für die Weiterlebenden ein vertrauter „Ort der Begegnung“ sein.”
Astrid Leicht, geschäftsführende Projektleiterin von Fixpunkt e.V.